Durch die Finanz- und Staatsschuldenkrise in den letzten Jahren hat sich das Standing von Staaten am Finanzmarkt geändert. Österreich verfügt weiterhin über eine sehr hohe Bonität (AAA von DBRS bzw. AA+ und Aa1 von Standard & Poor’s, Fitch und Moody’s – alle mit stabilem Ausblick). Am Markt war das Jahr 2021 weiterhin durch ein historisch tiefes Zinsniveau gekennzeichnet, welches sich positiv auf die Schuldentragfähigkeit der Republik Österreich ausgewirkt hat.
Die Rendite für 10-jährige österreichische Bundesanleihen lag 2021 im Durchschnitt mit -0,09 % p. a. im niedrigsten Drittel der Eurozone. Der Renditeabstand zu 10-jährigen deutschen Bundesanleihen betrug im Durchschnitt 28 Basispunkte. Der wesentliche Einflussfaktor auf die Zinslandschaft war die anhaltende COVID-19-Krise und die damit verbundenen erhöhten Finanzierungen der Staaten bzw. die deswegen aufgestockten bzw. neu geschaffenen Ankaufsprogramme des Eurosystems (v.a. Public Sector Purchase Programme und Pandemic Emergency Purchase Programme).
Das Wirkungsziel wurde zur Gänze erreicht. Die Renditen der Republik Österreich für langfristige (ca. 10-jährige) staatliche Schuldverschreibungen lagen bezogen auf die Anzahl der Länder des Euroraumes im niedrigsten Drittel.
Der Bund konnte 2021 seine Finanzierungen mit einer durchschnittlichen Verzinsung von ca. -0,34 % p. a. bei einer durchschnittlichen Laufzeit von ca. 10,05 Jahren tätigen.
Die historisch günstigen Konditionen und das gute Standing Österreichs am Markt ermöglichten bei der Neuemission der 10-jährigen Bundesanleihe im Februar 2021 eine Begebungsrendite von -0,331 % p. a. mit einem Gesamtvolumen in Höhe von 4,00 Mrd. Euro. Das Orderbuch war bis dato mit über 31 Mrd. Euro das größte Orderbuch in der Geschichte der Republik. Die Rendite von -0,331 % p. a. war die niedrigste Rendite einer zehnjährigen Staatsanleihe weltweit, die jemals im Syndikatsverfahren begeben wurde.
Die im April 2021 stattgefundene zweite und dritte Neubegebung der Republik Österreich fand im Wege einer Doppel-Syndizierung statt. Die neue 15-jährige Bundesanleihe wurde mit einem Volumen von 4,50 Mrd. Euro und einer negativen Rendite von -0,574 % p. a. begeben. Der Spread zu deutschen Bundesanleihen war der niedrigste bei einer syndizierten Bundesanleihen-Neubegebung in der Geschichte der Republik. Die neue 50-jährige Bundesanleihe wurde mit einem Volumen von 2,00 Mrd. Euro und einer Rendite von 0,724 % p. a. begeben. Der Kupon in Höhe von 0,70 % p. a. war im Vergleich zur letzten 50-jährigen Neuemission (2,0 Mrd. Euro Bundesanleihe 2012 – 2062) mit damals 3,80 % deutlich niedriger.
Im September 2021 wurde zudem eine weitere 15-jährige Bundesanleihe mit einem Volumen von 5,00 Mrd. Euro mit einer Begebungsrendite von 0,286 % p. a. emittiert. Das Orderbuch in Höhe von 42 Mrd. Euro war das größte Orderbuch in der Geschichte der Republik und hat den erst im Jänner erzielten Rekordwert von 32 Mrd. Euro deutlich überstiegen. Die Rendite von 0,286 % p. a. war die niedrigste Rendite unter allen bis dato im Jahr 2021 begebenen 15-jährigen EUR-Staatsanleihen.
Aufgrund der infrastrukturellen Ausgestaltung und prozessoptimierten Abläufen konnte die Österreichische Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA) das erhöhte Finanzierungsaufkommen während der anhaltenden COVID-Pandemie meistern. Die im internationalen Vergleich sehr guten Finanzierungskonditionen der Republik Österreich, welche sich in der UG 58 im Budget des Bundes widerspiegeln, wurzeln u. a. in einer seriösen Budgetpolitik und unterstützen dadurch indirekt die globale makroökonomische Stabilität wie in SDG 17.13 beschrieben.
Die durchschnittliche Restlaufzeit des Finanzschuldportfolios liegt per Ende 2021 bei 10,60 Jahren. Die Strategie, eine relativ lange Restlaufzeit beizubehalten, trägt dazu bei, das Zins- und Refinanzierungsrisiko Österreichs zu begrenzen und die Schuldentragfähigkeit zu erhöhen.