Das Zinsumfeld 2022 war aufgrund makroökonomischer Unsicherheiten (Krieg in der Ukraine, Gaslieferstopps, Lieferkettenprobleme, weitere Entwicklung der COVID-19-Krise, anhaltend hohe Inflationsraten, Rezessionsängste etc.) stark volatil. Mit der stufenweisen Erhöhung der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank (von 0,00 % auf 2,50 %) erhöhten sich auch die Renditen für 10-jährige österreichische Bundesanleihen im Jahresabstand von 0,09 % p.a. (31.12.2021), erreichten am 20.10.2022 mit 3,19 % den Höchststand für 2022 und schlossen das Jahr mit 3,13 % p.a. (30.12.2022) ab. Der Renditeunterschied Österreichs zu deutschen Bundesanleihen (10 Jahre Laufzeit) bewegte sich im Jahresverlauf 2022 zwischen 29 und 79 Basispunkten. Der wesentliche Einflussfaktor auf die Zinslandschaft waren die von Zentralbanken als Mittel gegen die stark erhöhte Inflation implementierten massiven Leitzinserhöhungen. Im Jahr 2022 erhöhte die Europäische Zentralbank den Hauptrefinanzierungssatz in vier Schritten von 0,00 % auf 2,50 %, um der deutlich erhöhten Inflation entgegenzuwirken.
Die Bonität der langfristigen Verbindlichkeiten der Republik Österreich wird von den führenden Ratingagenturen weiterhin sehr hoch bewertet. Neben einem AAA/Stable Rating von DBRS wird Österreich von den Agenturen Moody´s, S&P und Fitch in die zweitbeste von 22 Ratingkategorien (AA+/Stabil bzw. Aa1/Negativ) eingestuft. Für kurzfristige Verbindlichkeiten (bis zu einem Jahr) hat Österreich von allen vier Agenturen das bestmögliche Rating.
Das Wirkungsziel wurde zur Gänze erreicht. Die Renditen der Republik Österreich für langfristige (ca. 10-jährige) staatliche Schuldverschreibungen lagen bezogen auf die Anzahl der Länder des Euroraumes im niedrigsten Drittel. Der Bund konnte 2022 seine Finanzierungen mit einer durchschnittlichen Verzinsung von ca. 1,00 % p.a. bei einer durchschnittlichen Laufzeit von ca. 8,64 Jahren tätigen.
Im abgelaufenen Jahr wurden an zehn Terminen insgesamt neun verschiedene Anleihen via Auktion aufgestockt. Das Gesamt-Emissionsvolumen betrug dabei 14,93 Mrd. EUR. Die Überzeichnung (volumensgewichtete Bid-Cover-Ratio) lag bei 2,21, was nahe dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre (2012-2021 iHv 2,38) liegt. Seit 2022 verfügt die Republik Österreich auch über ein breites Spektrum an grünen Finanzierungsinstrumenten und hat damit eine zweite Säule in der Finanzierungsstrategie aufgebaut. Im Jahr 2022 hat Österreich grüne Finanzierungen mit einem Gesamtvolumen iHv 5,1 Mrd. EUR getätigt.
Im Rahmen des ATB-Programms wurden im Jahr 2022 an elf Terminen insgesamt sechs verschiedene Austrian Treasury Bills via Auktion begeben. Das Gesamt-Emissionsvolumen betrug 23,0 Mrd. EUR. Dabei stießen diese Geldmarkt-Emissionen auf ein reges Interesse seitens der Investoren und verzeichneten eine durchschnittliche Bid-Cover-Ratio von 2,24. Am 18.10.2022 wurde der erste grüne Treasury-Bill (Volumen: 1,0 Mrd. EUR, Laufzeit: 23. Februar 2023) eines Staates weltweit begeben. Der ATB war sehr gut nachgefragt und hatte 85 % grüne Investoren.
Aufgrund der infrastrukturellen Ausgestaltung und prozessoptimierten Abläufen konnte die Österreichische Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA) das erhöhte Finanzierungsaufkommen während der anhaltenden COVID-19-Pandemie und der Energiekrise
meistern. Die im internationalen Vergleich guten Finanzierungskonditionen der Republik Österreich wurzeln u.a. in einer seriösen Budgetpolitik und unterstützen dadurch indirekt die globale makroökonomische Stabilität wie in SDG 17.13 beschrieben.
Die durchschnittliche Restlaufzeit des Finanzschuldportfolios stieg per Ende 2022 vom 10,60 Jahren (Ende 2021) auf 10,92 Jahren. Die Strategie, eine relativ lange Restlaufzeit beizubehalten, trägt dazu bei, das Zins- und Refinanzierungsrisiko Österreichs zu begrenzen und die Schuldentragfähigkeit zu erhöhen.