Die polizeiliche Kriminalstatistik zeigt für 2023 einen signifikanten Anstieg der Gesamtanzeigen um 8 Prozent oder 39.061 Anzeigen (2022: 488.949, 2023: 528.010 Anzeigen). Kriminelle sind stets auf der Suche nach einfachen Wegen, um möglichst hohe Summen zu lukrieren und dabei unerkannt zu bleiben. Die Zahl der Massendelikte im Internet oder mit Telekommunikation ist weiterhin im Steigen. Auch technologische Systeme, die den Zahlungsverkehr erleichtern, wurden 2023 von Kriminellen vermehrt verwendet. Das führte dazu, dass die Zahl der Anzeigen bei Eigentums- und Wirtschaftskriminalität angestiegen ist, was ebenfalls auf die Anzahl der Gesamtanzeigen Auswirkungen hatte.
2023 gelang es erneut, trotz der im Vergleich zu den Vorjahren gestiegenen Mehrzahl an Anzeigen, die Aufklärungsquote mit 53% auf hohem Niveau zu halten. Das siebente Jahr in Folge liegt die Aufklärungsquote über 50 Prozent. Gestiegen ist auch die Anzahl der fremden Tatverdächtigen: 2014 waren es 89.594, 2023 150.481. Rumänien, Deutschland, Serbien, Syrien und Ungarn waren die Hauptherkunftsländer. Die Internetkriminalität ist auch 2023 wieder gestiegen: Der Aufwärtstrend bei der Anzeigenerstattung hält weiter an. 2023 wurde ein Höchstwert von 65.864 Anzeigen registriert (2022: 60.195 Anzeigen). Seit 2019 hat sich die Internetkriminalität mehr als verdoppelt (2019: 28.434 Anzeigen). Ein Rückgang von 6,4% wurde bei Cybercrime im engeren Sinne – Straftaten, die sich gegen Daten oder Computersysteme richten – festgestellt. Eine Zunahme wurde beim Internetbetrug registriert: 34.069 Anzeigen wurden erfasst, ein Plus von 23,3%. Unter dem Überbegriff Internetbetrug werden verschiedene Betrugsformen zusammengefasst, die sowohl Einzelpersonen als auch Firmen betreffen können. Wie in den vergangenen Jahren nahm 2023 die Zahl der Anzeigen im Bereich der pornografischen Darstellung Minderjähriger wieder zu: Waren es 2014 465 angezeigte Delikte, wurden 2023 2.245 Straftaten erfasst. Im Vergleich mit 2022 (2.061) bedeutet das einen Anstieg von +8,9 %. Die steigende Verlagerung des realen Lebens in die digitale Welt bildeten einen guten Nährboden für Verbrechen im Internet. Anzeigen zur Eigentumskriminalität stiegen im Jahr 2023 um +16,7%, hier gab es 162.242 Anzeigen. Die Veränderungen in der Wirtschaftskriminalität unterlagen geringen Veränderungen: In der Betrugskriminalität wurde ein Plus von 12.410 Anzeigen auf insgesamt 64.276 Delikte registriert. In der Wirtschaftskriminalität wurde eine Steigerung von 11.486 angezeigten Delikten auf 103.330 verzeichnet und somit der Höchststand vom vergangenen Jahr übertroffen (2022: 91.844). Die Zahl der Fälle von Sozialleistungsbetrug nahm 2023 ebenfalls zu. 4.457 Anzeigen wurden bearbeitet, eine Zunahme von 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (2022: 3.173). Weiters wurden 2023 4.704 Anzeigen wegen Schlepperei von der Polizei bearbeitet, 48,8 Prozent weniger als im Jahr zuvor (2022: 9.186). 751 Schlepper wurden 2023 festgenommen, 39 Personen mehr als 2022.
Die Belastungskennzahlen, angegeben als Durchschnittswerte pro 100.000 Einwohner, zeigen eine positive Entwicklung: Die Gesamtkriminalität hält sich in einem relativ konstanten Bereich, aktuell bei 5.200 Delikten im 5-Jahres-Schnitt, die korrespondierende Aufklärungsquote liegt bei 53 %. Das Vertrauen der Bevölkerung in die Polizei liegt auf einem hohen Niveau von 84 %.
Die Suchtmittelkriminalität ist im Vergleich zum Vorjahr nur leicht von 34.928 auf 35.445 getätigten Anzeigen gestiegen, seit 2017 (42.610) ist sie jedoch deutlich zurückgegangen.
Im Bereich Eigentumskriminalität wird die Qualität der Tatortarbeit kontinuierlich weiterentwickelt: 31 % der daktyloskopischen Spuren bei Eigentumskriminalität mit verstärkter Eingriffsintensität waren für eine Zuordnung brauchbar. Der Zielwert von 6.530 der nationalen Treffer in nationalen und internationalen biometrischen Datenbanken konnten mit 6.331 Treffern knapp nicht erreicht werden. Außerdem konnten 2023 33 Schulungen im Bereich OSINT „Open Source Intelligence“ bei Bediensteten der Analysebereiche in den Landeskriminalämtern durchgeführt werden, was der Ermittlungsqualität zugutekommt. Das Ziel wurde überplanmäßig erreicht. Weiters konnten 464 Täteridentifizierungen mittels Gesichtserkennung durchgeführt werden, der Zielwert von 100 wurde somit weit überschritten.
Bei dem Ziel Korruption nachhaltig Einhalt zu gebieten, werden Erfolge erzielt. 2023 wurden 92 % der Ermittlungsverfahren im Bereich Korruption abgeschlossen, diese machten einen geringen Anteil an der Gesamtkriminalität von 0,22 % aus. Die Maßnahme „Bekämpfung von Korruption“ des Wirkungsziels wurde aufgrund der inhaltlichen Übereinstimmung dem SDG-Unterziel „Korruption und Bestechung in allen ihren Formen erheblich reduzieren“ zugeordnet.
Cybercrime ist ein globales Phänomen und kein Land kann sich von diesen weltweiten Entwicklungen abschirmen. Neue Technologien eröffnen dabei für Kriminelle weitere Angriffsziele. Diese Entwicklung wurde durch die Schließung weiter Bereiche des öffentlichen Lebens im Zusammenhang mit der Bekämpfung der Pandemie weiter beschleunigt. Im Bereich der Kennzahlen zu Cyber-Kriminalität ist erneut ein Anstieg der Anzeigen pro 100.000 Einwohner im Durchschnitt von drei Jahren (2023: 653, + 28,5 %) zu verzeichnen. Die korrespondierende Aufklärungsquote ist konstant zum Vorjahr und liegt bei 34 %. Folgende Gegenmaßnahmen werden ergriffen:
Seit 2019 hat sich die Internetkriminalität verdoppelt. Cybercrime kann jeden treffen: quer durch alle sozialen Schichten, ohne Unterschied des Alters oder der Ausbildung. Das Kriminalitätsfeld lässt sich in fünf Haupt-Deliktfelder zusammenfassen: Vom Betrugsdelikt über Hass, Gewalt und Mobbing im Netz, die Verbreitung von Desinformationen durch Fake-News oder Deep-Fakes, Netz-Attacken auf Behörden, Klein- und Mittelunternehmen sowie die Organisation von Straftaten. Um der Cyberkriminalität entschieden entgegentreten zu können, sind Gegenmaßnahmen notwendig. Dazu zählen eine moderne und schlagkräftige Organisation und Struktur der Polizei. Aus diesem Grund befindet sich derzeit die Kriminaldienstreform mitten in der Umsetzung: Sie setzt einen Schwerpunkt im Präventionsbereich sowie bei zielgerichteten Ermittlungen. Mit 1. Juni 2024 werden österreichweit rund 20 der künftig 38 Kriminalassistenzdienststellen eröffnet, in denen speziell ausgebildete Ermittler (Cyber-Cobra) und Präventions-Spezialisten den Menschen in den Regionen vor Ort mit Rat zur Seite stehen. Im nationalen und internationalen Bereich koordiniert das Cybercrime Competence Center (C4) die Cyberkriminalitätsermittlungen.
Darüber hinaus konnte das Ziel bei fallbezogenen Ermittlungskooperationen mit anderen Organisationseinheiten bei komplexen IT-Ermittlungsansätzen übertroffen werden (2023: 135). Es konnten 4.737 Präventionsveranstaltungen bzw. -gespräche zur Computer- und Internetkriminalität vor allem online durchgeführt werden, der Zielwert mit 2.190 wurde weit überschritten. Der Fokus der Präventionsarbeit liegt im Themenfeld der Computer- und Internetkriminalität klar in verhaltensorientierten Maßnahmen und nicht auf der Vermittlung von technischen Fähigkeiten.
Kriminalitätsphänomene zeichnen sich durch eine verstärkte internationale Komponente aus. Neben internationaler Vernetzung im Bereich Sicherheit ist auch eine gemeinsame, vor allem intereuropäische Kriminalitätsbekämpfung ein wichtiges Ziel. Das Auslandsengagement des BMI wird daher verstärkt verfolgt – die Entsendung von Beamtinnen und Beamten im Rahmen von FRONTEX, bi-/multilateralen Entsendungen, Dokumentenberater und Missionen der EU und Vereinten Nationen betrug 2023 53.437 Einsatztage (Ziel 2023: 53.000). Das Ziel konnte überplanmäßig erreicht werden. Das Ziel von 1,6 Mio. Einsatzstunden der Fremdenpolizei zur Bekämpfung irregulärer Migration und Schlepperei konnte mit knapp 1.73 Mio. Einsatzstunden weit übertroffen werden.
Die Bekämpfung der Kriminalität ist Kernaufgabe des Bundesministeriums für Inneres. Kriminalität verursacht nicht nur enorme materielle Schäden, sondern führt bei den Opfern zu großem körperlichen und seelischen Leid. Eine effektive Kriminalitätsbekämpfung schafft Vertrauen der Menschen in die Polizei. Damit wird auch ein Beitrag zum Sustainable Development Goal 16 (Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen), aber auch zu den SDG-Subgoals 16.5 (Korruption) und 16.1 (Alle Formen der Gewalt und die gewaltbedingte Sterblichkeit überall deutlich verringern) geleistet.