Durch die Finanz- und Staatsschuldenkrise in den letzten Jahren hat sich das Standing von Staaten am Finanzmarkt geändert. Österreich verfügt weiterhin über eine sehr hohe Bonität (AAA von DBRS bzw. AA+ und Aa1 von Standard & Poor’s, Fitch und Moody’s – alle mit stabilem Ausblick). Am Markt war das Jahr 2020 weiterhin durch ein historisch tiefes Zinsniveau gekennzeichnet, welches sich positiv auf die Schuldentragfähigkeit der Republik Österreich ausgewirkt hat.
Die Rendite für 10-jährige österreichische Bundesanleihen lag 2020 im Durchschnitt mit -0,23 % p. a. im niedrigsten Drittel der Eurozone. Der Renditeabstand zu 10-jährigen deutschen Bundesanleihen betrug im Durchschnitt 28 Basispunkte. Der wesentliche Einflussfaktor auf die Zinslandschaft war die COVID-19-Krise und die damit seit März 2020 verbundenen erhöhten Finanzierungen der Staaten bzw. die deswegen aufgestockten bzw. neu geschaffenen Ankaufsprogramme des Eurosystems (v. a. Public Sector Purchase Programme und Pandemic Emergency Purchase Programme).
Das Wirkungsziel wurde zur Gänze erreicht. Die Renditen der Republik Österreich für langfristige (ca. 10-jährige) staatliche Schuldverschreibungen lagen bezogen auf die Anzahl der Länder des Euroraumes im niedrigsten Drittel.
Der Bund konnte 2020 seine Finanzierungen mit einer durchschnittlichen Verzinsung von ca. -0,32 % p. a. bei einer durchschnittlichen Laufzeit von ca. 10,17 Jahren tätigen.
Die historisch günstigen Konditionen und das gute Standing Österreichs am Markt ermöglichten bei der Neuemission der 10-jährigen Bundesanleihe im Januar 2020 eine Begebungsrendite von -0,111 % p. a. mit einem Gesamtvolumen i. i. H. v. 3,25 Mrd. EUR bei einer 10-fachen Überzeichnung. Die Republik Österreich war somit der erste Staat weltweit, dem es gelungen war, eine neue 10-jährige Staatsanleihe im Syndikatsverfahren mit einer negativen Rendite zu begeben.
Die im März 2020 neu begebene 3-jährige Bundesanleihe mit einem Volumen von 5,00 Mrd. EUR war mit einer Begebungsrendite von -0,239 % p. a. 6-fach überzeichnet. Die ebenfalls im März 2020 neu begebene 31-jährige Bundesanleihe mit einem Volumen von 2,50 Mrd. EUR konnte mit einer Begebungsrendite von 0,788 % p. a. emittiert werden und war ebenfalls 6-fach überzeichnet. Seit Ausbruch der Coronakrise war Österreich der erste Staat weltweit, der wieder eine langlaufende Anleihe platzieren konnte.
Im Juni 2020 wurde zudem eine neue 100-jährige Bundesanleihe mit einem Volumen von 2,00 Mrd. EUR mit einer Begebungsrendite von 0,88 % p. a. emittiert. Trotz der sehr niedrigen Rendite wurde mit einer fast 12-fachen Überzeichnung eine extrem hohe Nachfrage erzielt. Noch nie in der Geschichte der Republik gab es eine so hohe Nachfrage nach einer österreichischen Bundesanleihe.
Die im Oktober 2020 neu begebene 20-jährige Bundesanleihe mit einem Volumen von 2,50 Mrd. EUR und einer negativen Rendite von -0,094 % p. a. war 9-fach überzeichnet. Österreich war damit der weltweit erste Emittent, der eine 20-jährige Anleihe mit einer negativen Rendite via Syndikat neu begeben hat.