Die Kennzahlen „Gründungsrate“ und „Überlebensrate“ bilden ein Stück weit die Entwicklung der Unternehmensdemografie ab, welche von konjunkturellen, strukturellen und maßnahmeninduzierten Faktoren (Rahmenbedingungen, Investitionsklima, Förderungspolitik, u. a.) abhängig ist.
Die Ergebnisse zeigen, dass trotz der COVID-19 Pandemie die Zahl der Gründungen mit 35.095 (ohne Personenbetreuer; vorläufiger Wert mit Stand Jänner 2022) mit einem Plus von 6,4 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr einen neuen Rekordwert erreicht hat. Die neuerliche Steigerung der Unternehmensgründungen im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr zeigt, dass im weiteren Verlauf die COVID-19 Pandemie zunehmend als Chance wahrgenommen wurde. Insbesondere Bereiche in den Sparten „Handel“ sowie „Information und Consulting“, die einen starken Schub durch die Digitalisierung verzeichneten, konnten zulegen. Auch die Überlebensrate von Unternehmen bleibt im europäischen Vergleich seit 2010 konstant auf einem hohen Niveau (rund 8 von 10 Unternehmen bestehen noch nach 3 Jahren am Markt).
Ein wesentlicher externer Einflussfaktor ist die (globale und europäische) Konjunktur, die in den Jahren 2020 und 2021 durch die COVID-19 Pandemie schwer gelitten hat. Die wirtschaftspolitischen Maßnahmen fokussierten daher auf den Erhalt des Unternehmensbestandes (Substanzerhalt) insbesondere durch Liquiditätssicherung. Die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen adressierten Startups und innovative Unternehmen, deren Geschäftsmodelle nach der Krise reüssieren und der österreichischen Volkswirtschaft Wertschöpfung, Arbeitsplätze und Einkommen sichern sollten. Beispiele: Investitionsprämie für Unternehmen, aws Überbrückungsgarantien, Härtefallfonds, Startup-Hilfsfonds.
Die ökonomischen Effekte der COVID-19 Pandemie werden sich sehr wahrscheinlich erst in späteren Analysen und Statistiken niederschlagen. Die Insolvenzstatistik 2021 des KSV 1870 weist zwar keine Veränderung im Vergleich zum Vorjahr aus, zeigt jedoch nach wie vor einen Rückgang von fast 40 % gegenüber dem Vorkrisenjahr 2019. Ein erster Wandel ist aber bereits erkennbar: ein Großteil der Insolvenzen 2021 (rund 40 %) wurde im 4. Quartal 2021 gezählt, weshalb für das 2022 mit zunehmenden Restrukturierungen und Insolvenzen zu rechnen ist, wenn die Unterstützungsmaßnahmen der Bundesregierung wegfallen.
Da die Gründungs- und Überlebensraten stark von konjunkturellen Entwicklungen, insbesondere von externen Effekten (Konsumneigung, Vertrauen, Sparquote, u. a.) abhängen, lässt sich eine Prognose in die Zukunft derzeit nicht seriös bewerkstelligen. Die Folgen des Ukraine-Kriegs, Beschränkungen im internationalen Waren- und Dienstleistungsverkehr (Lieferketten) sowie die im 1. Halbjahr 2022 verzeichneten Inflationssteigerungen dämpfen die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung. Auch die weitere Entwicklung der COVID-19 Pandemie und die Möglichkeit weiterer Einschränkungen zur Eindämmung der Pandemie sind aus heutiger Sicht nicht gänzlich auszuschließen. In diesen Phasen eines Konjunkturzyklus spielt Wirtschaftspsychologie eine wesentliche Rolle. Ein Land mit innovativen Unternehmen hat jedenfalls Startvorteile, wenn es darum geht, sich mit Tempo aus der Krise zu katapultieren und damit das Erreichen des Wirkungsziels positiv zu beeinflussen.
Die Kennzahlen und gesetzten Maßnahmen dieses Wirkungsziels legen einen speziellen Fokus auf das Wachstum, die Erleichterung des Zugangs zu Finanzdienstleistungen sowie die generelle Unterstützung von österreichischen KMU. Zusammen leisten diese einen wesentlichen Beitrag zur Umsetzung des SDG-Unterziels 8.3. „Entwicklungsorientierte Politiken fördern, die produktive Tätigkeiten, die Schaffung menschenwürdiger Arbeitsplätze, Unternehmertum, Kreativität und Innovation unterstützen, und die Formalisierung und das Wachstum von Kleinst-, Klein- und Mittelunternehmen unter anderem durch den Zugang zu Finanzdienstleistungen begünstigen“.