Tourismus in Zeiten der COVID-19-Pandemie
Die Nachfrage nach touristischen Dienstleistungen nahm bis zum Ausbruch der COVID-19-Pandemie in Österreich stetig zu. Nach dem Rekordjahr 2019 führte die COVID-19-Pandemie jedoch zu massiven Einbußen für den Tourismus im Kalenderjahr 2020 in Österreich: die Zahl der Gästeankünfte schrumpfte um 45,8 % auf rund 25,0 Mio., jene der Übernachtungen um 35,9 % auf ca. 97,9 Mio. – damit entsprach das Niveau bei Ankünften jenem vor der Jahrtausendwende, das Nächtigungsvolumen jenem der frühen 1970er-Jahre.
Aufgrund von Reisebeschränkungen und -verboten (Lockdowns, eingeschränkter bzw. teilweise stillgelegter Flugverkehr) sind internationale Gäste weitgehend ausgeblieben (Ankünfte -52,7 %, Nächtigungen -41,2 %). Die insgesamt stark dezimierte Nachfrage verschob sich deutlich in Richtung inländischer Touristinnen und Touristen (Ankünfte -30,6 %, Nächtigungen -20,9 %).
Pandemiebedingt ist es im Jahr 2020 auch zu einem starken Einbruch der Beschäftigung und gleichzeitig zu einem hohen Anstieg der Arbeitslosigkeit in den Kernbereichen Beherbergung und Gastronomie gekommen. Im Jahresdurchschnitt 2020 waren 71.298 (+70,9 % gegenüber 2019) Personen aus dem Beherbergungs- und Gaststättenwesen arbeitslos gemeldet. Vor allem in den westlichen Bundesländern ist die Arbeitslosigkeit aufgrund des Ausfalls der Wintersaison 2020/2021 überdurchschnittlich stark gestiegen. Im Jahr 2020 lag daher der Schwerpunkt der aktiven Arbeitsmarktpolitik auf dem Erhalt der Beschäftigung durch die Kurzarbeit. Mehr als 19.000 Tourismusbetriebe hatten im Jahr 2020 zumindest einen Teil der Belegschaft in Kurzarbeit.
In den Monaten März bis Dezember waren im Schnitt 65.276 Personen in Kurzarbeit, das waren rund 39 % der unselbständig Beschäftigten der Branche. Im Jahr 2020 wurden rund 626,1 Mio. Euro an COVID-19-Kurzarbeitsbeihilfen an Betriebe der Beherbergung und Gastronomie ausbezahlt.
Zur weiteren Abfederung der Auswirkungen der COVID-19-Krise wurden umfangreiche Hilfsmaßnahmen, darunter Lockdown-Umsatzersatz und Ausfallsbonus, Härtefall-Fonds sowie Corona-Hilfsfonds (Haftungen und Fixkostenzuschüsse) für die Tourismusbranche geschaffen. So hat etwa die Österreichische Hotel- und Tourismusbank (ÖHT) im Jahr 2020 über 8.100 Haftungen für Überbrückungsfinanzierungen mit einem gesamten Haftungsvolumen von über 1,1 Mrd. Euro übernommen, wodurch maßgeblich zum Erhalt der Liquidität der Tourismus- und Freizeitbetriebe beigetragen werden konnte.
Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen wurden einige Kennzahlen durch die COVID-19-Pandemie und deren Auswirkungen im Jahr 2020 noch nicht wesentlich beeinflusst, wobei die mittel- und langfristigen Entwicklungen durch die Pandemie beeinträchtigt werden können. Die längerfristigen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf den Tourismus sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht abschätzbar. Experten gehen davon aus, dass die Erholung der gesamten Tourismusbranche noch für eine längere Zeit andauern könnte.
Im Detail ergeben die Kennzahlen folgendes Bild: Das Wirkungsziel 4 „Stärkung und nachhaltige Weiterentwicklung des Tourismusstandortes Österreich“ wird – bezogen auf den im Jahr 2020 angestrebten Erfolg – mit teilweise erreicht beurteilt: von fünf Kennzahlen wurde eine Kennzahl überplanmäßig („Bettenanzahl pro Beherbergungsbetrieb“) und zwei Kennzahlen überwiegend erreicht („Anteil der Qualitätsbetten“ und „Anteil ausländischer Nächtigungen“). Der angestrebte Zielzustand der Kennzahlen „Beschäftigung im Tourismus“ sowie „Entwicklung der internationalen Reiseverkehrseinnahmen“ konnte nicht erreicht werden. Die Verfolgung der Maßnahme zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Tourismuswirtschaft wird insgesamt mit teilweise erreicht beurteilt.
Plan T – Masterplan für Tourismus
Im Jahr 2019 wurde der „Plan T – Masterplan für Tourismus“ für die Tourismuspolitik auf Bundesebene präsentiert. Die darin festgeschriebenen Zielsetzungen zur Weiterentwicklung eines nachhaltigen und verantwortungsbewussten Tourismus decken sich insbesondere mit den Unterzielen 8.3 und 8.9 des SDGs „Dauerhaftes, breitenwirksames und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern“.
Die Zielsetzungen des Plan T haben vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie weiter an Bedeutung gewonnen. Daneben wurde im April der umfassende Comeback-Prozess des Tourismus mit dem Ziel gestartet, aufbauend auf dem Plan T, eine krisenfeste und nachhaltige Strategie für den heimischen Tourismus zu erarbeiten.