Verglichen mit 2019 sind die F&E-Ausgaben in Österreich um 6,3% von 12,44 Mrd. € auf 13,23 Mrd. € angestiegen, was einer Forschungsquote 2021 von 3,26% entspricht (2019: 3,13%). Bei den F&E-Beschäftigten (in Vollzeitäquivalenten) betrug der Anstieg von 2019 auf 2021 über alle Sektoren 4,5%, im Unternehmenssektor betrug der Anstieg 3,3%, wie Kennzahl 34.3.1 zeigt. Der gesetzte Zielwert von 58.000 Beschäftigten konnte damit deutlich überschritten werden. Dies ist angesichts des Rückgangs an F&E-aktiven Unternehmen auf den ersten Blick überraschend, lässt sich aber womöglich dadurch erklären, dass Unternehmen in der durch die Covid-19-Pandemie ausgelösten Krise und angesichts des Fachkräftemangels in Österreich versucht haben, hochqualifiziertes F&E-Personal möglichst zu halten.
Kennzahl 34.3.2 zeigt, dass es beim Anteil der Frauen in F&E im Unternehmenssektor noch großen Aufholbedarf gibt: die Kennzahl ist zwar im Vergleich zur letzten Erhebung 2019 um 0,7 Prozentpunkte auf 15,8% angestiegen, liegt damit aber noch deutlich unter dem Zielwert von 20% und weit unter einer gleichberechtigten Teilhabe von Frauen und Männern in F&E. Weitere Anstrengungen und fokussierte Maßnahmensetzung von mehreren Ressorts sind hier notwendig, um diesen Anteil mittelfristig signifikant steigern zu können.
Der Anteil an den erwerbstätigen Personen in Österreich zwischen 25 und 64 Jahren, die über ein tertiäres Bildungsniveau verfügen und/oder einen wissenschaftlich-technischen Beruf ausüben, steigt weiterhin an. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil in der Gesamtbevölkerung um 1,2 Prozentpunkte (Kennzahl 34.3.3), bei Frauen um 0,9 Prozentpunkte gestiegen (Kennzahl 34.3.4). Die Zielsetzung einer jährlichen Steigerung um rund einen Prozentpunkt konnte also erreicht werden. Langfristig liegt die Entwicklung, aufgrund einer unterdurchschnittlichen Entwicklung im Vorjahr, jedoch geringfügig unter den Erwartungen. Angesichts gedämpfter Wirtschaftsaussichten, verursacht durch die Auswirkungen der Covid-19-Krise, der Energie- und Ressourcenknappheit und den Fachkräftemangel ist diese Entwicklung sehr positiv zu beurteilen (siehe dazu WIFO Konjunkturtest 01/2023).
Eine gut ausgebildete Erwerbsbevölkerung, insbesondere im wissenschaftlich-technischen Bereich, ist wesentlich, um Innovation voranzutreiben, Lösungen für gesellschaftliche Probleme zu finden und die Wettbewerbsfähigkeit und Standortsicherheit in Österreich aufrechtzuerhalten. Das BMK hat im Jahr 2022 eine Reihe an Maßnahmen gesetzt um dazu einen Beitrag zu leisten:
– Förderung anwendungsorientierter FTI-Vorhaben von Unternehmen und Forschungseinrichtungen in Zukunftsbereichen, wie Energie- und Umwelttechnologien, Digitalen- und Schlüsseltechnologien, etc.
– Unterstützung für den Aufbau und Betrieb von FTI-(Infra-)Strukturen, die als Kooperations- und Forschungsräume für (junge) Wissenschaftler:innen und Techniker:innen dienen
– Förderung von Kooperationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft in den Programmen BRIDGE und COMET, die den Wissenstransfer und die Mobilität von Menschen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft unterstützen
– Ausschreibung von Schüler:innen- und Student:innen- Praktika im wissenschaftlich-technischen Bereich
– Unterstützung von Frauen in FTI durch Förderung von Forschungsprojekten mit genderspezifischen Inhalten und Unterstützung von Unternehmen bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Erhöhung der Chancengleichheit
– gemeinsam mit der FFG wird auf eine gleichberechtigte Teilhabe in Projektteams und bei der Bewertung von Förderungsansuchen hingewirkt
– Förderungsbonus für weibliche Gründer:innen in Programmen der AWS.
Das BMK hat sich gemeinsam mit der FFG auch im Jahr 2022 dafür eingesetzt die Gleichberechtigung im Bereich der FTI-Förderung voranzutreiben. Im Jahr 2022 wurden 38% aller Bewertungen in Jurys der FFG von Frauen durchgeführt, das stellt eine signifikante Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 3 Prozentpunkte dar. Der Anteil der Projektleiterinnen konnte hingegen leider noch nicht gesteigert werden, hier gibt es noch Aufholbedarf und die Notwendigkeit Maßnahmen zur Förderung von Frauen in FTI weiterzuentwickeln. Im Zuge der Vorbereitung der nächsten Finanzierungsvereinbarungen 24-26 wird daran intensiv gearbeitet und Handlungsoptionen werden kritisch beleuchtet. Auch die anderen Maßnahmen des BMK tragen indirekt zum Wirkungsziel bei, da durch diese mehr F&E in Österreich durchgeführt wird und sich die Aussichten von Wissenschaftler:innen dadurch verbessern. Die Förderung von Kooperationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ermöglicht beispielsweise den Wissenstransfer und erleichtert auch den Transfer von „Köpfen“. Rund 30% aller BMK-Förderungen gingen an Vorhaben, die in Kooperation zwischen Unternehmen und wissenschaftlichen Partnern durchgeführt wurden.
Die Aktivitäten des BMK zur Erreichung des Wirkungsziels 3 tragen insbesondere zu SDG-Unterziel 5.5 „Die volle und wirksame Teilhabe von Frauen und ihre Chancengleichheit bei der Übernahme von Führungsrollen auf allen Ebenen der Entscheidungsfindung im politischen, wirtschaftlichen und öffentlichen Leben sicherstellen“ und SDG-Unterziel 9.5 „Die wissenschaftliche Forschung verbessern und die technologischen Kapazitäten der Industriesektoren in allen Ländern und insbesondere in den Entwicklungsländern ausbauen und zu diesem Zweck bis 2030 unter anderem Innovationen fördern und die Anzahl der im Bereich Forschung und Entwicklung tätigen Personen je 1 Million Menschen sowie die öffentlichen und privaten Ausgaben für Forschung und Entwicklung beträchtlich erhöhen“ bei. Die Maßnahmen, die das BMK zur Steigerung der Beschäftigung und Gleichstellung im FTI-Bereich setzt, stehen in direktem Zusammenhang mit den oben genannten SDG-Zielen. Neben Förderungsmaßnahmen zur Stärkung der F&E-Aktivitäten in Unternehmen und Forschungseinrichtungen, werden gezielt Frauen adressiert, um ihre Teilhabe im FTI-Bereich und die Chancengleichheit bei der Übernahme von Führungs- und Entscheidungspositionen zu stärken.