Das Jahr 2023 war geprägt von internationalen Konflikten, einer schwachen Konjunktur in Europa, begleitet von hoher Inflation und hohen Zinsen. Das BIP ist 2023 laut WIFO gegenüber dem Vorjahr um 0,8% gesunken, hohe Zinsen haben außerdem dazu geführt, dass Unternehmen bei Investitionen zurückhaltend sind. Das WIFO rechnet für das Jahr 2023 mit einem Rückgang der Treibhausgasemissionen Österreichs um 4,6% (WIFO Konjunkturprognose 01/2024), insbesondere durch den Rückgang der Produktion energieintensiver Industriegüter und des Heizverbrauchs. Dieser Trend müsste nun in den Folgejahren fortgesetzt werden, um die Klimaziele zu erreichen, zu denen sich Österreich verpflichtet hat.
Der Druck angesichts des Klimawandels in einen zielgerichteten Transformationsprozess zu kommen bleibt also hoch, jedoch erschweren die ökonomischen Bedingungen diesen Prozess. Forschung, Technologische Entwicklung und Innovation nehmen in diesem Kontext an Bedeutung zu und können einen Beitrag zur Bewältigung der Herausforderungen und des Transformationsdrucks leisten, beispielsweise indem Effizienzsteigerungen erzielt und Energiekosten gesenkt werden. Gleichzeitig stehen Unternehmen durch gestiegene Lohnkosten unter Druck FTI-Aktivitäten am Standort zu erhalten, weshalb die Nachfrage nach direktionaler öffentlicher FTI-Förderung im letzten Jahr deutlich gestiegen ist.
Die Kennzahlen des Jahres 2023 zeigen eine sehr starke Aktivität österreichischer Akteure bei der Anmeldung von Patenten: sowohl internationale Patentanmeldungen als auch Patentanmeldungen für Umwelttechnologien zeigen eine sehr starke Performance österreichischer FTI-Akteure. Dies ist wichtig um die Wettbewerbsfähigkeit aufrechtzuerhalten und den Standort zu stärken, zeigt aber auch, dass österreichische FTI-Akteure in der Lage sind, Lösungen für die großen gesellschaftlichen Herausforderungen zu entwickeln.
Der gesetzte Zielwert für die Kennzahl 34.2.1 „Patentanmeldungen und Markt“, der die Anzahl der von Österreicherinnen und Österreichern getätigten Patentanmeldungen mit dem BIP des jeweiligen Anmelderaumes gewichtet, konnte überplanmäßig erreicht werden, die Kennzahl ist gegenüber dem Vorjahr um 13% angestiegen. Patentanmeldungen in den USA und China machen neben dem Wirtschaftsraum der Europäischen Union die größten Anteile an der Kennzahl aus und deuten darauf hin, dass Innovation aus Österreich in diesen Märkten weiterhin gute Verwertungsaussichten haben. Jedoch ist zu beachten, dass Patentanmeldedaten nur bis zum Jahr 2021 vorliegen und entsprechend in der Kennzahl berücksichtigt werden können. Das bedeutet Kriseneffekte durch Covid-19 sind nur teilweise, jene durch den Angriffskrieg auf die Ukraine noch überhaupt nicht abgebildet.
Im Bereich der Umwelttechnologien (und „enabling technologies“ für die nachhaltige Transformation) zeigt Österreich im Vergleich mit den innovationsstärksten Ländern Europas eine sehr starke Performance: wie Kennzahl 34.2.2 zeigt, betrug das Ausmaß der Patentanmeldeaktivität zuletzt 122% relativ zur Vergleichsgruppe der innovationsstärksten Länder Europas. FTI-Spitzenleistungen im Bereich der umweltrelevanten Technologien sind wesentlich, um die gegenwärtigen multiplen Krisen zu bewältigen, den Wirtschaftsstandort Österreich zu stärken und einen hohen Lebensstandard zu sichern. Auch diese Kennzahl ist in die Vergangenheit gerichtet, da ein 3-jähriger Durchschnitt für die Jahre t-2 bis t-4 für die Berechnung herangezogen wird. Auch hier sind Kriseneffekte nur teilweise berücksichtigt. Jedoch weisen die Zahlen darauf hin, dass österreichische Unternehmen und andere F&E-Akteure gut vorbereitet sind, um auf einem entstehenden Markt für Lösungen für eine nachhaltige Transformation erfolgreich zu sein.
Zur Erreichung des Wirkungsziels hat das BMK im Jahr 2023 Maßnahmen für eine stärkere Transformationsorientierung der anwendungsorientierten FTI-Förderung gesetzt, u.a. durch
– starke Ausrichtung von FTI-Förderung an nationalen Sektorstrategien sowie quantitativen Klima-, Energie- und Nachhaltigkeitszielen
– fokussierten Mitteleinsatz in den Themen Mobilitätswende, Energiewende, Kreislaufwirtschaft und Produktionstechnologien sowie der Mission Klimaneutrale Stadt
– verstärkte Umsetzungs- und Anwendungsorientierung durch problemorientierte Ausschreibungen, Einbindung von Bedarfsträger:innen und Umsetzungspartner:innen, Unterstützung für kooperative Vorhaben zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sowie umsetzungs- und marktnahe Unternehmensprojekte.
– themen- und branchenoffene Förderungen in den FFG-Basisprogrammen, um FTI-Vorhaben österreichischer Unternehmen zu ermöglichen – sowohl für Newcomer als auch für Unternehmen mit hoher FTI-Intensität
Darüber hinaus bietet das BMK mit dem Patent.Scheck, umgesetzt von AWS und FFG, FTI-Akteuren die Möglichkeit, sich hinsichtlich Patentanmeldungen beraten zu lassen.
Die Maßnahmen des BMK zur Förderung der anwendungsorientierten FTI, zur Stärkung der Kooperation Wissenschaft-Wirtschaft und zur Generierung eines forschungsfördernden Umfelds für nachhaltige Innovationen zeigen Wirkung. Der Anteil der Erstförderungsnehmenden in der FFG beläuft sich im Jahr 2023, dank kleinformatiger Angebote für KMU, auf mehr als 40%. Dazu trägt u.a. der Ökoscheck bei, der Unternehmen dabei unterstützt, Maßnahmen zur nachhaltigen Transformation ihres Geschäftsmodells umzusetzen. Der Anteil der Schutzrechtsanmeldungen (Patente, Lizenzen, sonstige) aus FFG-geförderten Projekten ist nach wie vor hoch: rund 30% aller vom BMK geförderten Projekte melden in weiterer Folge eine Art von Schutzrecht an. Der Wert bezieht sich auf eine Befragung aus dem Vorjahr und zeigt dementsprechend, dass trotz der multiplen Krisen der letzten Jahre, erhöhter Unsicherheit und wirtschaftlichen Herausforderungen, die Aktivitäten in diesem Bereich weiterhin hoch sind (der Anteil liegt seit 2016 zwischen 25% und 32%) und österreichische Unternehmen hier ein wichtiges „Asset“ im Wettbewerb haben.
Durch die Umsetzung dieser Maßnahmen zur Bewältigung der großen gesellschaftlichen Herausforderungen (Wirkungsziel 2), wird ein wesentlicher Beitrag zu den SDG-Zielen der zunehmenden Entkoppelung des Wirtschaftswachstums von der Umweltzerstörung, der Transformation der Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit, dem effizienteren Ressourceneinsatz in Produktion und Konsum sowie der Nutzung umweltverträglicher Technologien geleistet.
Die Aktivitäten des BMK zur Erreichung des Wirkungsziels 2 tragen insbesondere zu den SDG-Unterzielen 8.4 „Bis 2030 die weltweite Ressourceneffizienz in Konsum und Produktion Schritt für Schritt verbessern und die Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Umweltzerstörung anstreben, im Einklang mit dem Zehnjahres-Programmrahmen für nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster, wobei die entwickelten Länder die Führung übernehmen“, 9.4 „Bis 2030 die Infrastruktur modernisieren und die Industrien nachrüsten, um sie nachhaltig zu machen, mit effizienterem Ressourceneinsatz und unter vermehrter Nutzung sauberer und umweltverträglicher Technologien und Industrieprozesse, wobei alle Länder Maßnahmen entsprechend ihren jeweiligen Kapazitäten ergreifen“, 9.5 „Die wissenschaftliche Forschung verbessern und die technologischen Kapazitäten der Industriesektoren in allen Ländern und insbesondere in den Entwicklungsländern ausbauen und zu diesem Zweck bis 2030 unter anderem Innovationen fördern und die Anzahl der im Bereich Forschung und Entwicklung tätigen Personen je 1 Million Menschen sowie die öffentlichen und privaten Ausgaben für Forschung und Entwicklung beträchtlich erhöhen“ und 13.2 „Klimaschutzmaßnahmen in die nationalen Politiken, Strategien und Planungen einbeziehen“ bei.