Die Kennzahlen „Gründungsrate“ und „Überlebensrate“ bilden ein Stück weit die Entwicklung der Unternehmensdemografie ab, welche von konjunkturellen, strukturellen und maßnahmeninduzierten Faktoren (Rahmenbedingungen, Investitionsklima, Förderungspolitik, u. a.) abhängig ist. Die Ergebnisse zeigen, dass trotz der COVID-19 Pandemie die Zahl der Gründungen mit 32.551 (ohne Personenbetreuer; vorläufiger Wert mit Stand Jänner 2021) mit einem Plus von 1,2 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr einen neuen Rekordwert erreicht hat (!). Vor dem Hintergrund der COVID-19 Pandemie und des angesichts des anhaltend hohen Unternehmensneugründungsniveaus der letzten Jahre ist die neuerliche Steigerung der Unternehmensgründungen im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr ein Erfolg. Auch die Überlebensrate von Unternehmen bleibt im europäischen Vergleich seit 2010 konstant auf einem hohen Niveau (rund 8 von 10 Unternehmen bestehen noch nach 3 Jahren am Markt).
Ein wesentlicher externer Einflussfaktor ist die (globale und europäische) Konjunktur, die durch die COVID-19 Pandemie schwer gelitten hat und sich erst in den nächsten Jahren wieder auf ein Vor-Pandemieniveau einpendeln wird. Die wirtschaftspolitischen Maßnahmen fokussierten in der Krise auf den Erhalt des Unternehmensbestandes (Substanzerhalt) insbesondere durch Liquiditätssicherung. Die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen adressierten Startups und innovative Unternehmen, deren Geschäftsmodelle nach der Krise reüssieren und der österreichischen Volkswirtschaft Wertschöpfung, Arbeitsplätze und Einkommen sichern sollten (z. B.: Investitionsprämie für Unternehmen, aws Überbrückungsgarantien, Härtefallfonds, Startup-Hilfsfonds).
Die ökonomischen Effekte der COVID-19 Pandemie werden sich sehr wahrscheinlich erst in späteren Analysen und Statistiken niederschlagen. Ein Blick auf die Insolvenzstatistik 2020 des KSV 1870 zeigt einen Rückgang der Unternehmensinsolvenzen von fast 40 % gegenüber dem Vorjahr. Es ist damit zu rechnen, dass Restrukturierungen und Insolvenzen zunehmen, wenn die Unterstützungsmaßnahmen wegfallen. Da die Gründungs- und Überlebensraten stark von konjunkturellen Entwicklungen, insbesondere von externen Effekten (Konsumneigung, Vertrauen, Sparquote, u. a.) abhängen, lässt sich eine Projektion in die Zukunft derzeit nicht seriös bewerkstelligen, zumal die weitere Entwicklung der Pandemie immer noch Fragen aufwirft und die Wahrscheinlichkeit weiterer von der Regierung gesetzten Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19 Pandemie aus heutiger Sicht nicht gänzlich auszuschließen ist. In diesen Phasen eines Konjunkturzyklus spielt Wirtschaftspsychologie eine wesentliche Rolle. Ein Land mit innovativen Unternehmen hat jedenfalls Startvorteile, wenn es darum geht sich mit Tempo aus der Krise zu katapultieren und damit das Erreichen des Wirkungsziels positiv zu beeinflussen.
Die Kennzahlen und gesetzten Maßnahmen dieses Wirkungsziels legen einen speziellen Fokus auf das Wachstum, die Erleichterung des Zugangs zu Finanzdienstleistungen sowie die generelle Unterstützung von österreichischen KMU. Zusammen leisten diese einen wesentlichen Beitrag zur Umsetzung des SDG-Unterziels 8.3.