Die Verbesserung der Chancen- und Geschlechtergerechtigkeit im Bildungssystem stellt eine kontinuierliche Anstrengung des Ressorts dar. 2017/18 konnte, verglichen mit dem Vorjahr ein leichter Anstieg des Anteils der Schülerinnen und Schüler in „geschlechtsuntypischen Schulformen“ verzeichnet werden. Dies gilt sowohl für Mädchen in typisch männlichen Schulformen als auch für Burschen in typisch weiblichen Schulformen. Somit sank der Anteil der Schüler und Schülerinnen in ausgewogenen Schulformen. Die Zunahme im Bereich der geschlechtsuntypischen Schulformen ist vor allem auf den Anstieg der Berufsschülerinnen und -schüler zurückzuführen. Außerdem sind persistente Geschlechterdifferenzen auch in der Verteilung der Kompetenzen zu erkennen. So schnitten Mädchen bei der Messung der Bildungsstandards (2019) im Fach Englisch auf der 8. Schulstufe im Schnitt in allen Kompetenzen besser ab als Burschen. Während 48 % der Mädchen die Bildungsstandards übertrafen, waren es bei den Buben 36 %. Die Bildungsstandardmessung in Mathematik (2018) auf der 4. Schulstufe zeigte hingegen, dass Buben im Fach Mathematik im Schnitt deutlich besser abschneiden als Mädchen. Sowohl Mädchen als auch Buben haben in beiden Bereichen ihre Leistungen verbessern können, allerdings ist der Leistungsanstieg bei den Buben stärker ausgefallen. Neben dem Geschlecht zeigen sich auch die familiäre Herkunft, Migrationshintergrund oder eine andere Erstsprache als Deutsch weiterhin als bedeutende Einflussfaktoren für den Bildungserfolg, unabhängig davon, ob formale Abschlüsse oder Kompetenzen zur Beurteilung herangezogen werden. So weisen Schüler/innen mit Migrationshintergrund bei der Bildungsstandardmessung (2019) im Schnitt weiterhin niedrigere Kompetenzen auf als Kinder ohne Migrationshintergrund, wenngleich sich hier deutliche Besserungen abzeichnen und die erbrachten Leistungen der Schülerinnen und Schüler allgemein homogener wurden. Am stärksten ist der Zusammenhang allerdings immer noch zwischen dem Bildungsabschluss der Eltern und den Leistungen ihrer Kinder. Die Schaffung von Chancen- und Geschlechtergerechtigkeit im Bildungswesen gilt daher weiterhin als einer der wesentlichen Aufträge an das BMBWF. Aus diesem Grund wurde unter anderem eine Globalbudgetmaßnahme zur Stärkung der Grundkompetenzen und Kulturtechniken gesetzt, die die Intensivierung der Förderung der Schülerinnen und Schüler an Schulen mit geringen Leistungsergebnissen in den Fokus stellt. Aber auch der qualitative Ausbau und die Stärkung der Bedarfs- und Ergebnisorientierung unter Berücksichtigung des Gleichstellungsaspekts stehen im Fokus, der zum Beispiel den Ausbau ganztägiger Schul- und Betreuungsformen anstrebt. Außerdem wird auch stetig an der Weiterentwicklung der Angebote im Bereich der Erwachsenenbildung gearbeitet, um auch das Nachholen von Bildungsabschlüssen zu ermöglichen und damit einen Beitrag zur Chancengerechtigkeit zu leisten.
Die tatsächliche Gleichstellung von Männern und Frauen wird vom BMBWF außerdem in Zusammenarbeit mit anderen Ressorts (Bundesministerium für Justiz, Bundesministerium für Landesverteidigung, Bundesministerium für Finanzen, Bundesministerium für Arbeit, Familie und Jugend, Bundeskanzleramt, Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus) im so genannten Cluster Arbeitsmarkt und Bildung verfolgt. In diesem Zusammenhang wird durch den Ausbau ganztägiger Schulformen angestrebt, Frauen verbesserte Teilhabechancen am Arbeitsmarkt zu eröffnen. Über das Bildungsinvestitionsgesetz (BIG) werden Erhalt und Ausbau schulischer Nachmittagsbetreuung geregelt und gesetzliche Grundlagen für Qualitätsstandards für die schulischen und außerschulischen Betreuungsangebote geschaffen.