Die staatliche Standortagentur Austrian Business Agency (ABA) unterstützt internationale Investoren bei ihren Betriebsansiedlungen in Österreich und österreichische Unternehmen bei der Kontaktaufnahme internationaler Fachkräfte.
Trotz des aufgrund der COVID-19 Pandemie noch immer schwierigen internationalen Umfelds konnte die ABA im Geschäftsfeld „INVEST in AUSTRIA“ im Jahr 2021 364 internationale Unternehmen bei der Ansiedlung oder Expansion in Österreich betreuen. Dies ist das zweitbeste Ergebnis der Unternehmensgeschichte.
Die Unternehmen investierten insgesamt 1,24 Milliarden Euro und schufen damit 3.403 neue Arbeitsplätze. Der Anteil jener Unternehmen, die eine besonders hohe Wertschöpfung nach Österreich bringen (High Value-Added Projekte), konnte von 14 % im Jahr 2020 auf 21 % im Jahr 2021 gesteigert werden. Es wurden 656 neue Unternehmen mit einem konkreten Ansiedlungsinteresse akquiriert. Die Projekte kamen aus 68 verschiedenen Ländern, 80 % davon aus Europa. Mit 31 % der realisierten Projekte bleibt Deutschland weiterhin stabil das wichtigste Herkunftsland, gefolgt von Italien mit 10% und der Schweiz mit 9 %. Wenn man den CEE/SEE-Raum (mittel- und osteuropäische Staaten) gesamt betrachtet, so kamen ca. 20 % der Projekte aus diesem Raum.
Von den angesiedelten Unternehmen betreiben 39 (2020: 34) Forschung und Entwicklung in Österreich und 27 (2020: 19) Produktion. IKT (IT/Telekom/Software) blieb mit 72 Unternehmen (2020: 54) bereits zum 6. Mal die stärkste Branche, gefolgt von wirtschaftsnahen Dienstleistungen (57; 2020: 37).
2021 wurde die Weiterentwicklung der ABA zur Standortagentur vorangetrieben und mit der Umsetzung der stärker qualitätsorientieren Neuausrichtung begonnen. Der neue Bereich „WORK in AUSTRIA“ wurde ausgebaut und erfolgreich bei den Zielgruppen (österreichische Unternehmen und internationale Fachkräfte) etabliert. Konkret wurden personelle Ressourcen weiter ausgebaut, die Services für heimische Unternehmen und internationale Fachkräfte implementiert, noch mehr Synergien mit ABA–INVEST und FILM in AUSTRIA geschaffen und Kooperationen mit Stakeholdern (insbesondere WKO-Außenwirtschaftscenter, AMS, Landesagenturen, Verbänden, Rechtsanwaltskanzleien OEAD, Personalvermittler) vertieft bzw. neu vereinbart.
Im Geschäftsfeld „WORK in AUSTRIA“ konnte die ABA im Jahr 2021 durch die Teilnahme an virtuellen Veranstaltungen sowie den raschen Aufbau und dem Einsatz von digitalen Services (insbesondere der Online Relocation-Infoplattform, Ausbau des Online-Jobportals für internationale Fachkräfte) 4.199 qualifizierte Fachkraftkontakte aus den Zielländern generieren. Darunter waren 3.464 qualifizierte ausgebildete Fachkräfte und 735 studierende Fachkräfte.
Weiters wurde das im Jahr 2020 erstellte strategische Konzept für die Einrichtung und den Betrieb der „Servicestelle für Rot-Weiß-Rot Karten“ konsequent umgesetzt, sodass auch dieses Service 2021 erfolgreich angeboten und bereits 474 Beratungen durchgeführt werden konnten. Zielsetzung ist die persönliche und kostenfreie Beratung für Fachkräfte und deren Familienangehörige sowie für heimische Unternehmen, welche die Beschäftigung internationaler Fachkräfte planen.
Die Zahl der Lehrlinge ist ein Indikator für Investitionen in Humanressourcen. Insbesondere aufgrund der demografischen Entwicklung (sinkende Zahl der 15-Jährigen seit 2007) wurde es für Unternehmen zunehmend schwieriger, Jugendliche für die Ausbildung zu finden. Neben den bereits bekannten Herausforderungen wie insbesondere das regionale Skills-Ungleichgewicht (in den westlichen Bundesländern, wo die Lehrlingsausbildung traditionell stärker verankert ist als insbesondere in Wien, können offene Lehrstellen teilweise nicht besetzt werden), hat sich auch die COVID-19 Pandemie negativ auf den Lehrstellenmarkt ausgewirkt. Die Zahl der Lehrlinge im ersten Lehrjahr (Lehranfänger/innen) stieg zwischen 2016 bis 2018 gegenüber den Vorjahren wieder an. 2019 ging sie um 1,5 % zurück. Der durch die COVID-19 bedingte erwartete Einbruch der neuen betrieblichen Lehrstellen von bis zu 20 % konnte insbesondere durch die Maßnahme „Lehrlingsbonus plus Kleinunternehmerbonus 2020“ deutlich abgeschwächt werden (Rückgang der Lehrlinge im 1. Lehrjahr in Ausbildungsbetrieben 2020 um 8,2 % gegenüber 2019 und Anstieg 2021 gegenüber 2020 um +4,6 %). Dieser Trend hat sich auch im 1. Quartal 2022 mit zunehmender Dynamik fortgesetzt (jew. gegenüber Vorjahresmonat: Jänner 2022: +6,8 %, Februar 2022: +7,6 %, März 2022: +7,8 %).
Weitere Maßnahmen und Aktivitäten, die schon in der Vergangenheit dazu beigetragen haben, dass die Lehre ein attraktiver Ausbildungsweg für die Jugendlichen ist, werden fortgeführt. Zum Beispiel werden derzeit noch zum Teil unterrepräsentierte Gruppen (z. B.: Jugendliche mit Migrationshintergrund, Frauen in untypischen Berufen, ältere Personen sowie Personen mit AHS Matura) durch verschiedene Maßnahmen und Angebote, wie Förderung von Projekten zur Integration in die Lehre oder Projekte zur Unterstützung von Frauen in untypischen Lehrberufen sowie für Maturanten und Maturantinnen die „Duale Akademie“, gezielt angesprochen und unterstützt. Darüber hinaus wurde der Prozess der Lehrberufsentwicklung überarbeitet, um insbesondere die Berufsbilder kompetenzorientiert und zukunftsfit zu gestalten sowie um damit die Lehre attraktiver für Unternehmen, Jugendliche und junge Erwachsene zu machen. Weiters wird durch die – aktuell in Ausarbeitung befindliche – gesetzliche Grundlage für die „Höhere berufliche Bildung“ ein weiterer wichtiger Schritt für die zukünftige Attraktivität der Lehre gesetzt werden. Im Allgemeinen bleibt die Lehre quantitativ der bedeutendste Ausbildungsweg auf Ebene der 10. Schulstufe (Schuljahr 2020/2021: 34,8 % der Schüler/innen) und behält damit ihren Stellenwert für die Ausbildung von Fachkräften in Österreich. Die Entwicklung der Lehre insgesamt wird insbesondere auch durch die einzelnen Kennzahlen der Globalbudget-Maßnahme „Erstellung und Weiterentwicklung von Berufsbildern und Entwicklung von Instrumentarien zur Unterstützung für die Unternehmen bei der Lehrlingsausbildung sowie Förderung der Aufhebung der geschlechtsspezifischen Segregation des Lehrstellenmarktes“ dargestellt.
Die Entwicklung der steigenden Nutzung der bestehenden digitalen Angebote des „Gewerbeinformationssystem Austria“ (GISA) verläuft kontinuierlich. Sie ist im Wesentlichen auf den linear und organisch steigenden Bekanntheitsgrad des GISA zurückzuführen. Neue Abfrageprodukte wurden 2021 nicht eingeführt, auch die COVID-19 Pandemie hat auf diese Entwicklung wenig Einfluss, da es sich seit Einführung um ein originär digitales Webangebot handelt.
Das Wirkungsziel „Erhöhung der Attraktivität des Wirtschaftsstandortes“ leistet einen wesentlichen Beitrag zur Umsetzung der Agenda 2030 und insbesondere zu den SDG-Unterzielen 4.4, 8.2 und 9.2.
Die Anstrengungen im Rahmen der Tätigkeiten der ABA leisten einen Beitrag zu den SDG-Unterzielen 8.2 „Eine höhere wirtschaftliche Produktivität durch Diversifizierung, technologische Modernisierung und Innovation erreichen, einschließlich durch Konzentration auf mit hoher Wertschöpfung verbundene und arbeitsintensive Sektoren“ und 9.2 „Eine breitenwirksame und nachhaltige Industrialisierung fördern und bis 2030 den Anteil der Industrie an der Beschäftigung und am Bruttoinlandsprodukt entsprechend den nationalen Gegebenheiten erheblich steigern und den Anteil in den am wenigsten entwickelten Ländern verdoppeln“. Die Unterstützungsleistungen bei Ansiedlungsprojekten und Aftercare-/Erweiterungsprojekten hilft dabei, Wertschöpfungsketten in Österreich zu schließen, wodurch mehr Wertschöpfung im Land generiert werden kann, zumal durch die strategische Neuausrichtung der ABA der Fokus auf High Value-Added Projekten liegt.
Die Aktivitäten im Rahmen der Lehrlingsausbildung erhöhen die Zahl der Jugendlichen und Erwachsenen wesentlich, die über fachliche und berufliche Qualifikationen für eine Beschäftigung sowie Unternehmertum verfügen und leisten daher einen wesentlichen inhaltlichen Beitrag zum SDG-Unterziel 4.4. Dies zeigt sich besonders bei der Zahl der Erwerbstätigenquote 18 Monate nach Ausbildungsabschluss, wonach die Gruppe der Lehrabsolvent/innen mit 76,9 % (bezogen auf das Ausbildungsjahr 2017/18) die mit Abstand höchste Erwerbstätigenquote im Vergleich zu anderen Ausbildung der Sekundarstufe II aufweist (vgl. BMS: 44 %, BHS: 47,8 %, AHS: 7,1 %). Weiters zeigt sich auch der Beitrag der Lehre zum Unternehmertum. Personen mit einem Lehrabschluss als höchste abgeschlossene Ausbildung waren mit 31,5 % die größte Gruppe aller Selbstständigen in Österreich 2021 (vgl. BMS: 14,9 %; AHS: 6,6 %, BHS: 11,5 %, Universität/Fachhochschule: 29,8 %).